Bewältigung chronischer Rückenschmerzen

Das Nervensystem bildet eine komplexe Struktur in unserem Körper, die sich der Vielfalt von alltags- und sportartspezifischen Bewegungen mechanisch anpasst und dabei Impulse zwischen den unterschiedlichen Körperregionen transportiert. Eingebettet in Knochen-, Muskel- und Bindegewebe benötigt das Nervengewebe Platz, um Bewegungen der Wirbelsäule und der Extremitäten durch Längenvariationen zu kompensieren. Bei der Beugung der Wirbelsäule verlängert sich der Spinalkanal um bis zu 9 cm.

Fehlende Beweglichkeit des Nervensystems kann durch Berührungsflächen verursacht werden. Butler (1989) bezeichnet mechanische Berührungsflächen als "Gewebe oder Material, das an das Nervensystem grenzt und sich unabhängig davon bewegen kann." Beispiele für solche Berührungsflächen sind das Ligamentum flavum und die kleinen Wirbelgelenke, die oftmals als Quelle für Rückenschmerzen angeführt werden. Das durch Bewegungen hervorgerufene Gleiten des peripheren Nervensystems in einem Tunnel, wie des N. medianus (mittlerer Armnerv) im Karpaltunnel, kann durch pathologische Berührungsflächen eingeschränkt werden. Beispiele für pathologische Gewebeveränderungen sind Osteophyten (strukturelle Veränderungen am Knochenrand), Ödeme oder Narbengeweben.

 

Zur Erhaltung und Verbesserung der Gleitfähigkeit der Nerven zwischen den Strukturen entwickelte Butler eine Technik, auch "Flossing" genannt, die das Nervensystem mobilisiert und auf Dauer zu einer Auflösung der pathologischen Berührungsflächen und einer Linderung der Rückenschmerzen beitragen kann. Dabei wird das Nervensystem mit Hilfe der Flexion (Beugung) im Kniegelenk oder der HWS-Extension (Aufrichtung der Halswirbelsäule) im Sitzen jeweils in eine Richtung gezogen. Bei der Knieflexion wird die Bewegung des Nervensystems mit der Flexion der HWS unterstützt (Abb. 1), bei der HWS-Extension fördert die Extension im Kniegelenk das Gleiten der Nerven in die entgegengesetzte Richtung (Abb. 2).

Flossing
Abb. 1 Knieflexion wird mit HWS-Flexion kombiniert
Mobilisation des Nervensystems
Abb. 2 HWS-Extension und Knieextension erfolgen gleichzeitig

Während der Ausführung ist darauf zu achten, dass beim Sitzen die Beine frei herunterhängen und die Bewegungen in der HWS und dem Bein gleichzeitig stattfinden. Mit einer langsamen Bewegungsausführung sollten etwa zehn Wiederholungen auf jeder Seite durchgeführt werden. Die Übungsserie kann mehrmals am Tag wiederholt werden, wenn sich die Schmerzsymptome nach dem ersten Durchgang nicht verstärken. Die Übung sollte erst zwei Stunden nach dem Aufstehen durchgeführt werden. Bei einer Verschlimmerung der Schmerzsymptome durch das "Flossing" wird geraten auf diese Methode im weiteren Therapieverlauf zu verzichten.

Quellenverweis:

 

Butler, S., D. (1995). Mobilisation des Nervensystems. Heidelberg: Springer.

 

McGill, S. (2007). Low back disorders. Champaign, IL: Human Kinetics.

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