Narben

 

Die Definition einer Narbe im klinischen Wörterbuch, wie dem Pschyrembel, kann schnell nachschlagen werden und ist auf wenige Zeilen beschränkt. Die Bedeutung der Narbenbildung, als Endstadium eines Heilungsprozesses, für den menschlichen Organismus, lässt sich durch die wenigen Untersuchungen zu diesem Thema jedoch nur unzureichend eingrenzen.

Eine Narbe beschreibt ein derbes, weiß glänzendes, faserreiches, zell- und gefäßarmes Bindegewebe, welches sich aus einem Granulationsgewebe (im Rahmen der Wundheilung vorübergehend entstehendes Gewebe) herausbildet. Eine Narbe kann gleichzeitig alle Hautschichten, die Faszien (Muskelhäute), die Muskeln und sogar die Organe durchziehen.


Die Rolle des Bindegewebes ist im Gegensatz zu anderen Strukturen, wie den Muskeln und Knochen, wenig erforscht und stark unterschätzt. Manualtherapeuten halten die Behandlung der Narben und somit des Bindegewebes, für die Wiederherstellung von Körperfunktionen nach Verletzungen und chirurgischen Eingriffen, für unerlässlich. In der Praxis ist ein sogenanntes Barrierephänomen eine Voraussetzung (Indikation) für die Behandlung einer Narbe.

Barrierephänomen

Die Bewegung eines jeden Gelenks wird durch die Gewebsstrukturen auf eine natürliche Weise beschränkt. Bis zu dieser anatomischen Eingrenzung erfolgt die Bewegung in den Gelenken fast ohne jeglichen Widerstand, absolut reibungslos. Dieses gilt auch für die Dehnbarkeit und Verschieblichkeit von bindegewebshaltigen Strukturen, wie den Weichteilen und Muskeln. Unter pathologischen Bedingungen setzt der Gelenkwiderstand frühzeitig ein und die Flexibilität des Bindegewebes ist eingeschränkt. Mit der Folge, dass eine natürliche Bewegung in ihrem Ablauf gestört wird.

Mögliche Komplikationen durch Narbenbildung

Die Narben werden für die zahlreichen Schmerzzustände und Syndrome mit verantwortlich gemacht. Hierzu gehören Rücken-, Arm-, Schulter-, Kopf-, Brust-, Nerven- und Bauchschmerzen sowie Schwindel.

Behandlung der Narben

Grundsätzlich gehört die Behandlung der Narben in die Hände der Manualtherapeuten. Diese behandeln in der Regel alle von der Vernarbung betroffenen Gewebsschichten. Nach Lewit & Olsanska (2004) kann die Reihenfolge der Behandlungsschritte dabei wie folgt aussehen:

  1. Jede Behandlung setzt mit dem sanften Massieren des Narben- und umliegenden Hautareals ein.
  2. Als Nächstes wird die Haut abwechselnd in unterschiedliche Richtungen gedehnt.
  3. Es folgt die Anwendung von Wärme.
  4. Nach der Wärmeanwendung werden die tiefer gelegenen Bindegewebsschichten in unterschiedliche Richtungen gedehnt.
  5. Bei eingeschränkter Verschieblichkeit der Narbenstrukturen wird Druck in die Widerstandsrichtung ausgeübt.
  6. Die Sitzung endet mit dem vorsichtigen Massieren der Narbe und der umgebenden Haut.

Selbstbehandlung der Narben

Die Selbstbehandlung kann ergänzend nach Absprache mit dem behandelnden Therapeuten durchgeführt werden. Die Behandlung von älteren Narben sollte hierbei nicht außer Acht gelassen werden. Die Priorität der Selbstbehandlung sollte auf der Wiederherstellung der Verschieblichkeit liegen. Ist die Bewegung der Narbe und der angrenzenden Hautschichten in eine Richtung eingeschränkt, kann durch leichten Druck der Widerstand vermindert werden.


Literatur


Lewit, K. (2007). Manuelle Medizin bei Funktionsstörungen des Bewegungsapparates. 8. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München.


Lewit, K. & Olsanska, S. (2004). Clinical importance of active scars: abnormal scars as a cause of myofascial pain. J. Manipulative Physiol. Ther..,27(6): 399-402. 


Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch (2004): 260. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin.

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